Select Page
Wettbewerb Neubau Schulhaus Sennwald

Wettbewerb Neubau Schulhaus Sennwald

Wettbewerb Neubau Schulhaus Sennwald  

Zil
9466 Sennwald

Bauherr: Politische Gemeinde Sennwald
Zeitraum: 2020
Leistungsumfang: Wettbewerb

LernZil_ Erläuterungsbericht_Wettbewerb Neubau Kindergarten Sennwald 15. Oktober 2020

 

 

Integrieren_ Städtebauliches Konzept

Mitten im Rheintal gelegen entwickelte sich der Ortsteil Sennwald, der gleichnamigen Gemeinde am Fuss des Alpsteins. Die leicht erhabene Lage gegenüber der Rheintalebene ermöglicht weite Ausblicke und aussenräumliche Qualitäten. Das Alpsteingebirge bildet den schützenden Rücken. Wie bei den meisten dörflichen Gemeinden im Rheintal, orientiert sich die Siedlungsstruktur an der Hauptverkehrsachse. Die gemischte Bebauungsstruktur weist neben, dicht an der Strasse stehenden Wohn- und Gewerbehäusern, immer wieder Rücksprünge und unbebaute Grünflächen auf. Entlang der Hauptstrasse finden sich spannende räumliche Situationen und es entsteht ein interessantes Strassenbild für Fussgänger, Velofahrer und andere Verkehrsteilnehmer. Im klassischen Strassendorf sollte auch zukünftig ein besonderes Augenmerk auf einen möglichst attraktiven Strassenraum gelegt werden.

Die Erweiterungsvariante des Schulareals Zil reagiert sowohl auf die Lage an der Hauptstrasse, die Zubringerstrasse Bifig, als auch auf die gegebene Topografie. Vor allem aber sollen sich die neuen Baukörper selbstverständlich in den Kontext seiner Umgebung einfügen und eine Symbiose mit den bestehenden Bauten bilden. Das Gebäude des Zyklus 1 (Kindergarten und Primarschule) orientiert sich am Strassenverlauf der Hauptstrasse und gliedert sich harmonisch in die Häuserreihe seines Umfeldes. Durch gezielte Rücksprünge verringerst sich das wahrgenommene Volumen entschieden. Die Hauptfassade zur Strassenseite verhält sich dementsprechend zurückhaltend. Die Dachform übersetzt das klassische Rheintaler Haus in eine moderne Architektursprache. Die feine Silhouette schmiegt sich sanft ins hügelige Terrain. Die begrünte Dachfläche birgt zudem Potenzial zur Energiegewinnung. Die Niveaus beider Geschosse befinden sich mit den jeweiligen Zugängen auf dem derzeit bestehenden Terrain, somit muss die Topografie nur an wenigen Stellen geringfügig angepasst werden. Das Sockelgeschoss ist gegenüber dem Obergeschoss etwas zurückgesetzt. Die Aushubmenge hält sich dementsprechend in Grenzen. Durch die vorgeschlagene Positionierung kann der bestehende Kindergarten während der Bauphase bestehen bleiben. Es ist kein Provisorium notwendig. Die bestehenden Aussenanlagen und Spielplatzflächen können bis auf wenige Adaptionen in bestehender Form belassen werden.

Ankommen und Verbinden_ Erschliessung und Wegeführung

Das Schulareal Zil in Sennwald liegt erschliessungstechnisch günstig an der Hauptstrasse mit guter Verbindung an das öffentliche Verkehrsnetz. Räumlich wird das Areal durch den Zubringer Bifig getrennt. Die Strasse dient als zentrale Erschliessung. Auch zukünftig soll dieser Zubringer das gesamte Areal erschliessen. Quer zur Strasse Bifig bildet der bestehende Zugang des Schulhauses und der des vorgeschlagenen Neubaus eine gemeinsame Erschliessungsachse. Im Kreuzungsbereich der Strasse sind verkehrsberuhigende Massnahmen, wie Bremsschwellen und Bepflanzungen vorgesehen.

Ein besonderes Augenmerk wird auf nicht motorisierte Ankömmlinge gelegt. Ein Gehsteig schafft die nahtlose Fussgängerverbindung von der Hauptstrasse bis zur Erschliessungsachse des Areals. Über einen kurzen Gehweg gelangen Kinder, Pädagogen/innen und sonstige Nutzer/innen auf direktem Wege zum Haupteingang im Sockelgeschoss. Über eine grosszügig angelegte Aussentreppe werden die Kindergarten- und Primarschulklassen zusätzlich jeweils über einen eigenen Zugang erschlossen. Die Zugänglichkeit über zwei separate Zugänge führt zur Entflechtung der Nutzerströme und steigert die Flexibilität der unterschiedlichen Nutzergruppen. Des Weiteren ist dadurch ein direkter Bezug zum begrünten Aussenbereich und Spielplatz geschaffen. Zum Bringen und Abholen der Kinder mit dem Auto befindet sich oberhalb des Fusswegs eine Kurzparkzone in unmittelbarer Nähe des überdachen Eingangsbereichs. Die Einfahrt der zehn Parkfelder liegt präzise auf dem Niveau der Bifig Strasse. Das gut einsehbare Foyer mit Windfang und Sitzstufen an der Aussentreppe bieten komfortable Wartezonen in einem geschützten Umfeld

Innenleben_ Grundriss und Funktion

Die Grundrisse sind flexibel gestaltet. Den quadratisch geschnittenen Klassenräumen sind jeweils die dazugehörigen Gruppenräume zugeordnet. Die Anordnung ermöglicht unterschiedlichste räumliche Nutzungsszenarien. Durch ein zu öffnendes Trennwandsystem lassen sich zahlreiche verschiedene Raumkonstellationen mit wenig Aufwand bilden. Durch die Anordnung der Trennwände werden dabei jeweils angenehme und nutzerfreundliche Raumproportionen geschaffen.

Die Erschliessungsbereiche sind für Kindergarten und Primarschulklassen gleichermassen offengehalten. Hier ist keine klare Gliederung vorgesehen. Der offene Bereich soll für alle Kinder und Pädagogen gleichermassen in verschiedenster Weise nutzbar sein. Neben Garderobenelementen mit Stauraummöglichkeiten finden sich hier unterschiedlichste Bereiche für gemeinsame Aktivitäten. Mehrere Nischen bilden sowohl in den Klassen- und Gruppenräumen als auch in den Gemeinschaftsräumen ausreichend Rückzugsmöglichkeiten.

Ringsum_ Aussenraumgestaltung

Durch die Rücksprünge im Baukörper gewinnt nicht nur die Strassenfassade an Leichtigkeit. Auch Aussenräume, Zugänge und Umgebungsbezüge werden entsprechend aufgewertet. Die Grünflächen weisen verschiedene Bereiche der Nutzung auf. In der Zwischenzone der beiden Neubauten schlängelt sich ein schmaler, stark bepflanzter Pfad in Richtung des Spielplatzes. Der geschützte Aussenbereich bietet ausreichend Platz für alle Nutzergruppen. Da bereits hochwertige Aussenanlagen bestehen, sind hierfür nur wenige Adaptionen vorgesehen. Die Position des Baukörpers bildet ein geschützter Aussenraum. Durch die flache Dachform bleibt er offen und erlaubt weite Ausblicke.

Durch den Rücksprung im Sockelgeschoss ergibt sich auch bei den Räumlichkeiten der Spiel- und Fördergruppe ein eigener Aussenbereich. Dennoch besteht auch im Aussenbereich eine Verbindung zum Spielplatz des Kindergartens.

Sehen, Fühlen, Hören, Riechen und Erleben_ Material und Raumwirkung

Der Baukörper des Zyklus 1 gliedert sich aufgrund der Hanglage klar in ein zwei unterschiedliche Materialisierungen. Ein massives Sockelgeschoss «wächst» aus dem Erdreich und bildet die Basis für das darüber liegende Geschoss. Auf dem starken Fundament liegt ein leichter, beinahe pavillonartiger Holzbau.

Das Sockelgeschoss soll dementsprechend auch im Innenraum seinen massiven Charakter behalten. Mit Akzenten in Holz wird eine materielle Verbindung zum Obergeschoss hergestellt. Durch das offene Treppenhaus mit weitem Ausschnitt gelangt zusätzliches, natürliches Licht in die Erschliessungszonen. Lichteinflüsse aus verschiedenen Richtungen setzen gezielte innenräumliche Akzente. Zudem verleiht das Lichtspiel dem monolithisch gestalteten Sockelgeschoss den gewünschten skulpturalen Charakter.

Der Grundriss im Obergeschoss unterliegt einem konstruktiven Grundraster. Die Dachkonstruktion zeigt offenliegende Pfetten und Sparren, wodurch die Leichtigkeit der Räumlichkeiten bewusst in Szene gesetzt wird. Sie bilden auch im Innenbereich die feine Silhouette des flachen Sattels ab. Aussen zeichnet sich der konstruktive Raster in der Gestaltung der Fassade ab. Alle Öffnungen sind präzise innerhalb des statischen Gefüges gesetzt. Bei der Materialisierung sieht das Konzept möglichst naturbelassene Materialien vor. Helle, freundliche Holzoberflächen bieten einen besonderen haptischen Erfahrungswert. Grosszügige Verglasungen bringen Tageslicht in jeden Winkel des Gebäudes. Beim Durchschreiten des Raums in den beiden Geschossen erfahren die Kinder und Pädagogen unterschiedliche räumliche Erlebniswelten, die mit allen Sinnen wahrgenommen werden können.

Ausblick_Zyklus zwei

Für die zukünftige Entwicklung des Areals wird in einem weiteren Schritt die Errichtung einer Kindertagesstätte und eines Kinderhorts in Aussicht gestellt. Das Konzept dieses Entwurfs sieht die Positionierung dieses Baukörpers im Bereich des derzeitig bestehenden Kindergartens vor. Der zweigeschossige Baukörper orientiert sich wie das Haus des Zyklus 1 an seiner unmittelbaren Umgebung. Im ersten Obergeschoss, welches durch die Hangsituation ebenerdig in den Aussenraum führt, soll die Kindertagesstätte ihren Platz haben. Der Kinderhort ist im zweiten Obergeschoss vorgesehen.

Der grosszügige Raum zwischen den beiden Bauwerken bietet ein hohes Mass an Aufenthaltsqualität. Gemeinsam mit dem Neubau des Zyklus 1 und den bestehenden Gebäuden mit Sportplatz, herrscht im neuen Schulareal ein ausgewogenes und angenehmes Verhältnis von Gebäudevolumen und Aussenraum. Aufgrund des derzeitigen beziehungsweise auch künftigen massiven Platzverlustes durch die benötigten Parkflächen, wird im Konzept dieses Entwurfs ein optionales Parkhaus unter dem Neubau der Kindertagesstätte/des Kinderhorts vorgeschlagen. Dadurch würde sich der Flächenbedarf im Aussenbereich um etwa 17 bis 18 Parkfelder beziehungsweise um mehr als 200 Quadratmeter verringern. Durch die Möglichkeit einer Parkgarage mit beinahe ebenerdiger Einfahrt kann die bestehende Parkierungssituation entlang der Bifig Strasse entschärft werden, wodurch die Verbindungszone attraktiver gestalten werden kann.